Die offene
Gesellschaft
Nun kam aber die schöne Sängerin und begann sehr schön
zu singen. Hans bekam ganz rote Augen. Als das Lied aus war klatschten
wir alle Beifall. Der Wein war inzwischen alle geworden. Adolf unternahm
es uns Neuen herbeizuschaffen. Inzwischen bat Hans die schöne Sängerin
sich zu uns zu setzen. Aber die brave Wirten brachte in windeseile neuen
Wein. Zuvor gab Thea einen lustigen Witz zum Besten. Wir alle lachten
lauthals. Auch die schöne Sängerin lachte mit. Da wollte Theodor
zum Aufbruch blasen. Er hatte seinen Wein schon geleert. Johanna wollte
protestieren aber Franz kam ihr zuvor in dem er Theodor erneut einschenkte.
Nun konnten wir fröhlich weitertrinken. Auch die schöne Sängerin
hielt kräftig mit. Georg verließ uns kurz um das WC aufzusuchen.
Franz und Wilhelm schlossen sich ihm an. Die brave Wirtin fragte uns ob
wir zufrieden seien. Theodor bestellte ein kleines Gulasch. Ida und Georg
schlossen sich an. Georg war bereits vom WC zurückgekehrt. Wilhelm
und Franz ließen noch länger auf sich warten. Das machte uns
aber nichts aus. Johanna bestellt einen Aufschnitt. Wir alle baten die
schöne Sängerin noch etwas vorzusingen. Anfangs ließ sie
sich ein wenig bitten. Dann jedoch kam sie unserem Wunsch nach. Sie sagte
sie sei schon ein wenig heiser. Franz erklärte laut das mache nichts
aus. Die schöne Sängerin lächelte ihm zu. Währenddessen
bestellte auch Brigitte etwas bei der braven Wirtin. Die brave Wirtin
sagte aber daß es schon ausgegangen sei. Die schöne Sängerin
hatte sich erhoben. Wir alle waren mucksmäuschenstill. Brigitte bestellte
gleichfalls einen Aufschnitt. Die brave Wirtin ging um das verlangte zu
holen. Währendessen begann die schöne Sängerin wieder zu
singen. Auch dieses Lied gefiel uns sehr. Franz rief der schönen
Sängerin seine Bewunderung zu. Ida ging sich frisieren....
Skug #54, Juni 2003Gelebte Unschärferelationen
Die Wiener Elektronikband Thilges3 verortet die Risse in der »Offenen
Gesellschaft«
HEINRICH DEISL
Seit 1996 sind Gammon, Nik Hummer und Armin Steiner Thilges3. Der Name
geht auf eine gemeinsame Bekannte zurück, die sie als Band zusammenbrachte.
Kürzlich ist auf Staubgold ihr Debüt »Die Offene Gesellschaft«
erschienen. Aber eigentlich nutzen sie in regelmäßigen Abständen
das Mini-CD-Format zur Dokumentation ihrer Konzerte. So entstand eine
zusammenhängende, zehnteilige Reihe. Weiters erschienen 2000 »Johanna
Zyklus« (eine Theaterproduktion für das Bayrische Schauspielhaus)
und 2001 »Polka« (Staalplaat).
Thilges3 verwenden Musik als offensichtlichstes Tool einer »Sozioakustik«,
die Anfang und Ende einer soziologischen Prozesskette ist. Dadurch entstehen
episodisch autonome Zonen. Zwar wird das Konzert dokumentiert, nicht aber
die Einstellungen, was bei ihren nichtspeicherbaren analogen Steck-Modularsystemen
verheerend sein kann: Weg ist weg.
Situationen schaffen Unschärfen, machen Relationen deutlich, sind
Transformationen von kommunikativen Aggregatszuständen. Beim Auftritt
im Wiener Museum für Angewandte Kunst 2001 spielte eine Militärkapelle
auf, während im anderen Raum die ankommenden Signale zur minimalen
Analogtechno-Session verarbeitet wurden. Auf der »phonoTAKTIK«
02 spielten sie mit 2003 Musikern - Thilges3 schickten den Sound
von 2000 Grillen durch ihre Steckmodule.
Als nächste Aktionen sind geplant: eine quadrophonische Radiosendung
für das »Kunstradio« simultan in FM4 und Ö1 und
eine Soundstation auf der diesjährigen Diagonale. Im Juni ist dann
der zehnte und abschließende Teil der MCD-Serie plus Aktion geplant.
Be aware!
Die CD »Die Offene Gesellschaft« ist ein Werk, das um fünf
kommunikativ-soziale Zustände kreist: Kindergarten, Alterheim, buddhistisches
Kloster, Gefängnis und Studio. Anschließend wurde in die elektronische
Klang-DNS dieser Matrix hineingezoomt. Die offensichtlichen Gegensätze
(unkontrolliertes Erleben Abgeklärtheit/ bewusste Ausgrenzung
erlebte Kontrolle) sind Andockstellen zu den gegenseitigen Transformationen,
Verweise auf den Grazer Dichter Gunter Falk liefern die nötige Bodenhaftung.
Die eingebauten O-Töne lassen divergente Geräuschkulissen entstehen,
die die soziale Bandbreite mit emotionaler Verträglichkeit vermengen.
Thilges3 vermessen geografische wie psychografische Räume. Sie verstehen
sich als Konzeptualisten und sind gerade deshalb eine Live-Band. Da passt
ihr neues Projekt Metalycee gut dazu wo sie mittels Laptops metallisierte
Soundwälle aufbauen, bei denen (frühe) Plastikman-Releases auf
Dub-infizierte Makrostrukturen treffen. Steiner über Thilges
»Metal«-Projekt: »Metalycee ist unser Umgang mit Aggressionen
und mit Stilrichtungen, die man gut kennt. Es ist Sampling im klassischen
Sinn.« Bei DJ-Sets nach einer Metalycee-Party dröhnen dann
auch Bands wie Queens Of The Stoneage oder Slint durch die Boxen.Thilges
3; (http://www.thilges.at);
»Die Offene Gesellschaft«; Staubgold (http://www.staubgold.com);
Vertrieb: Audiomat (http://www.audiomat.at)/ mdos (www.mdos.at)
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