- d i e  o f f e n e  g e s e l l s c h a f t -
CD / LP staubgold 33
recorded live in feldkirch between 27.8.-30.8.2001, at a monastery, a prison, an old people´s home and a kindergarden: CD contains four selected live tracks with fieldrecordings and four reworked studiotracks with source material from the live works: studio eigentone 12/01 - 3/02
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Die offene Gesellschaft
Nun kam aber die schöne Sängerin und begann sehr schön zu singen. Hans bekam ganz rote Augen. Als das Lied aus war klatschten wir alle Beifall. Der Wein war inzwischen alle geworden. Adolf unternahm es uns Neuen herbeizuschaffen. Inzwischen bat Hans die schöne Sängerin sich zu uns zu setzen. Aber die brave Wirten brachte in windeseile neuen Wein. Zuvor gab Thea einen lustigen Witz zum Besten. Wir alle lachten lauthals. Auch die schöne Sängerin lachte mit. Da wollte Theodor zum Aufbruch blasen. Er hatte seinen Wein schon geleert. Johanna wollte protestieren aber Franz kam ihr zuvor in dem er Theodor erneut einschenkte. Nun konnten wir fröhlich weitertrinken. Auch die schöne Sängerin hielt kräftig mit. Georg verließ uns kurz um das WC aufzusuchen. Franz und Wilhelm schlossen sich ihm an. Die brave Wirtin fragte uns ob wir zufrieden seien. Theodor bestellte ein kleines Gulasch. Ida und Georg schlossen sich an. Georg war bereits vom WC zurückgekehrt. Wilhelm und Franz ließen noch länger auf sich warten. Das machte uns aber nichts aus. Johanna bestellt einen Aufschnitt. Wir alle baten die schöne Sängerin noch etwas vorzusingen. Anfangs ließ sie sich ein wenig bitten. Dann jedoch kam sie unserem Wunsch nach. Sie sagte sie sei schon ein wenig heiser. Franz erklärte laut das mache nichts aus. Die schöne Sängerin lächelte ihm zu. Währenddessen bestellte auch Brigitte etwas bei der braven Wirtin. Die brave Wirtin sagte aber daß es schon ausgegangen sei. Die schöne Sängerin hatte sich erhoben. Wir alle waren mucksmäuschenstill. Brigitte bestellte gleichfalls einen Aufschnitt. Die brave Wirtin ging um das verlangte zu holen. Währendessen begann die schöne Sängerin wieder zu singen. Auch dieses Lied gefiel uns sehr. Franz rief der schönen Sängerin seine Bewunderung zu. Ida ging sich frisieren....

Skug #54, Juni 2003Gelebte Unschärferelationen
Die Wiener Elektronikband Thilges3 verortet die Risse in der »Offenen Gesellschaft«
HEINRICH DEISL

Seit 1996 sind Gammon, Nik Hummer und Armin Steiner Thilges3. Der Name geht auf eine gemeinsame Bekannte zurück, die sie als Band zusammenbrachte. Kürzlich ist auf Staubgold ihr Debüt »Die Offene Gesellschaft« erschienen. Aber eigentlich nutzen sie in regelmäßigen Abständen das Mini-CD-Format zur Dokumentation ihrer Konzerte. So entstand eine zusammenhängende, zehnteilige Reihe. Weiters erschienen 2000 »Johanna Zyklus« (eine Theaterproduktion für das Bayrische Schauspielhaus) und 2001 »Polka« (Staalplaat).
Thilges3 verwenden Musik als offensichtlichstes Tool einer »Sozioakustik«, die Anfang und Ende einer soziologischen Prozesskette ist. Dadurch entstehen episodisch autonome Zonen. Zwar wird das Konzert dokumentiert, nicht aber die Einstellungen, was bei ihren nichtspeicherbaren analogen Steck-Modularsystemen verheerend sein kann: Weg ist weg.
Situationen schaffen Unschärfen, machen Relationen deutlich, sind Transformationen von kommunikativen Aggregatszuständen. Beim Auftritt im Wiener Museum für Angewandte Kunst 2001 spielte eine Militärkapelle auf, während im anderen Raum die ankommenden Signale zur minimalen Analogtechno-Session verarbeitet wurden. Auf der »phonoTAKTIK« ’02 spielten sie mit 2003 Musikern - Thilges3 schickten den Sound von 2000 Grillen durch ihre Steckmodule.
Als nächste Aktionen sind geplant: eine quadrophonische Radiosendung für das »Kunstradio« simultan in FM4 und Ö1 und eine Soundstation auf der diesjährigen Diagonale. Im Juni ist dann der zehnte und abschließende Teil der MCD-Serie plus Aktion geplant. Be aware!
Die CD »Die Offene Gesellschaft« ist ein Werk, das um fünf kommunikativ-soziale Zustände kreist: Kindergarten, Alterheim, buddhistisches Kloster, Gefängnis und Studio. Anschließend wurde in die elektronische Klang-DNS dieser Matrix hineingezoomt. Die offensichtlichen Gegensätze (unkontrolliertes Erleben – Abgeklärtheit/ bewusste Ausgrenzung – erlebte Kontrolle) sind Andockstellen zu den gegenseitigen Transformationen, Verweise auf den Grazer Dichter Gunter Falk liefern die nötige Bodenhaftung. Die eingebauten O-Töne lassen divergente Geräuschkulissen entstehen, die die soziale Bandbreite mit emotionaler Verträglichkeit vermengen.

Thilges3 vermessen geografische wie psychografische Räume. Sie verstehen sich als Konzeptualisten und sind gerade deshalb eine Live-Band. Da passt ihr neues Projekt Metalycee gut dazu wo sie mittels Laptops metallisierte Soundwälle aufbauen, bei denen (frühe) Plastikman-Releases auf Dub-infizierte Makrostrukturen treffen. Steiner über Thilges’ »Metal«-Projekt: »Metalycee ist unser Umgang mit Aggressionen und mit Stilrichtungen, die man gut kennt. Es ist Sampling im klassischen Sinn.« Bei DJ-Sets nach einer Metalycee-Party dröhnen dann auch Bands wie Queens Of The Stoneage oder Slint durch die Boxen.Thilges 3; (http://www.thilges.at);
»Die Offene Gesellschaft«; Staubgold (http://www.staubgold.com);
Vertrieb: Audiomat (http://www.audiomat.at)/ mdos (www.mdos.at)